Ein Artikel aus der Lausitzer Rundschau, erschienen am 11. Juli 2021
Eine neue Zeitrechnung hat begonnen im Saxdorfer Pfarrgarten nach dem Tod von Maler und Gartenkünstler Hanspeter Bethke und seines Lebenspartners Karl-Heinrich Zahn. Das sind die großen Pläne des Kunst- und Kulturvereins.
Am Ende wird es eine echte Mammutsitzung, die erste Mitgliederversammlung des Kunst- und Kultursommervereins im Pfarrgarten Saxdorf nach den verhängten Einschränkungen im Zuge der Coronapandemie.
Mehr als vier Stunden beschäftigen sich die Mitglieder am Sonnabend mit der Zukunft des Pfarrgartens in Saxdorf, mit den neuen kulturellen Schwerpunkten, mit den nötigen Arbeiten in der Galerie, der Organisation des Besucherdienstes und schließlich der eigenen Vereinssatzung, Beitragsordnung und der künftigen Besetzung des Vorstandes. Der Verein muss nun endgültig ohne die zwei Männer auskommen, die das Refugium in Saxdorf erschaffen und mit Leben erfüllt haben. Nach dem Tod von Maler, Grafiker und Gartenkünstler Hanspeter Bethke (82) im Jahr 2018 und seines Lebenspartners Karl-Heinrich Zahn (81) in diesem Jahr ist die Arbeit zum Erhalt des Pfarrgartens neu zu organisieren.
Saxdorf – wie ein starker Verein anpackt
Schnell wird deutlich, die Mitglieder des Vereins nehmen diese Herausforderung an, sprühen vor Ideen und packen allesamt an. Da ist zuallererst der Garten, der gepflegt werden muss. „Die allergrößten Feinde“, so der wiedergewählte Vorsitzende, Staudengärtner Klaus-Peter Manig aus Uebigau, „sind Trockenheit und Unkraut.“ Mit einem Gestaltungsbeirat sind bereits die wichtigsten konzeptionellen Überlegungen getroffen worden. Denn der Verein hat sich in seiner Satzung gemäß dem testamentarischen Vermächtnis zur „Pflege und Erhaltung des Pfarrgartens Saxdorf als für Besucher zugänglichem Gartenkunstwerk seines Gestalters Hanspeter Bethke“ verpflichtet. Jetzt gelte es, inwischen deutlich zugewachsene Bereiche wieder „heller und luftiger“ zu gestalten, so die Empfehlung des Beirates.
Der Posten des Gärtners muss schnell neu besetzt werden
Problem: Der langjährige über den Verein finanzierte Gärtner Egbert Kritsch (63) geht in den Ruhestand und auch die ehrenamtliche Seele im Pfarrgarten Saxdorf, Rosemarie Stamm, will alters- und gesundheitsbedingt auf absehbare Zeit deutlich kürzer treten. Deshalb hat der Verein die Nachbesetzung der Gärtnerstelle umgehend ausgeschrieben.
Vormerken: Containerpflanzen aus dem Pfarrgarten erwerben
Für die Wochenenden sind Besucherdienste, in die sich abwechselnd die Vereinsmitglieder teilen, festgelegt. Im Garten selbst soll es noch im Sommer eine besondere Aktion geben, um die sich die Vereinsmitglieder, Baumschulgärtner Roland Graeff aus Zeischa und Rainer Stabroth aus Falkenberg, kümmern wollen. Es wird einen Verkauf aus dem überquellenden Fundus von in Saxdorf gezogenen Containerpflanzen geben.
Kirche und Gemeinde als echte Partner
Über ausgezeichnete Gespräche zur Nachnutzung des Pfarrhauses berichtet der wiedergewählte Vereinsvizechef Jörg Schuster. „Sowohl die Gemeinde als auch die Kirche besprechen mit uns mit großem Augenmaß, mit Behutsamkeit und dem ehrlichen Bemühen, dem Garten zu dienen, die Nutzung.“
Das Vereinsmitglied Andreas Rothe, einer der erstmals neu gewählten Beisitzer im Vorstand und dazu langjähriger Freund der beiden Gartenbegründer kümmert sich nicht nur um den Nachlass im Haus, sondern wohnt dort auch weiter zur Miete. Es sei ausdrücklicher Wunsch des Kirchenkreises Bad Liebenwerda, auch die Kirche weiter in die Besucherführungen zu integrieren.
Andreas Pöschl – ein Glücksfall für den Verein
Enorm ist der Wurf, der kulturell im nächsten Jahr in Saxdorf gelingen soll. Dabei schätze sich der Verein glücklich, mit dem ehemaligen Kulturamtsleiter des Landkreis Elbe-Elster, Andreas Pöschl, ein neues auf dieser Strecke „unheimlich erfahrenes“ Vereinsmitglied gewonnen zu haben. Andreas Pöschl wird sofort fest in die Arbeit integriert und ist ebenfalls einstimmig zum Beiratsmitglied im Vorstand gewählt worden. Er konnte bereits einen komplett ausgearbeiteten Veranstaltungskalender für 2022 vorlegen. Neben traditionellen Konzerten setzt er auch neue Schwerpunkte. Der erste: Vor jedem Auftritt der künstlerischen Profis soll ein Musikschüler des gleichen Genres Gelegenheit haben, sich zu präsentieren. Es werde Buchlesungen, Konzerte, Puppentheater und Ausstellungen geben.
Alles abgestimmt mit Kulturmachern der Region
„Ich habe alle Termine mit den Machern der Konzertreihe in Saathain abgestimmt, weil es mir sehr wichtig ist, dass beide Orte funktionieren“, erklärt er gegenüber den Mitgliedern und erntet zustimmendes Fingerklopfen auf den Tischen. Eins will er unbedingt: Potenziale in der Mühlberger Region vernetzen. Erster Beweis: Es wird „Sommerentdeckungen“ im Juli geben. Dahinter verbirgt sich eine Radtour, in die der Pfarrgarten Saxdorf, der Kräutergarten in Bönitz und das Kloster Mühlberg mit Programmpunkten eingebettet sind.
Jedes Monatsprogramm wird mit den zu dieser Jahreszeit wachsenden Pflanzen im Garten verknüpft. Wenn möglich, soll es vor allen Veranstaltungen zum gleichen Schwerpunkt und kurze Führungen durch den Garten geben.
Um die Veranstaltungsreihe finanziell auf sichere Füße zu stellen, werde es je nach Renommee der Künstler und des Aufwandes gestaffelte Eintrittspreise geben, wobei der Mindestsatz auf 15 Euro inklusive Garteneintritt festgelegt ist.
Die Galerie wird modernisiert
Die Galerie wird in diesem Jahr erheblich modernisiert, erhält dank einer Leader-Förderung eine neue Küche und wird maler- und elektromäßig instand gesetzt. Auch hier wollen die Vereinsmitglieder erhebliche Eigenanteile leisten.
Andreas Pöschls Verdienst ist es auch, dass die Spuren von Hanspeter Bethke und Karl-Heinrich Zahn dauerhaft bewahrt werden. Zu diesem Zweck arbeitet der Kunsthistoriker Andreas Pretzel über geförderte Projekte seit Monaten in Saxdorf. Er erfasste 665 Gemälde, 6610 Arbeiten auf Papier sowie 640 Arbeiten anderer zeitgenössischer Künstler.
Um den Pfarrgarten Saxdorf zu bewahren, sind erhebliche finanzielle Mittel nötig, macht Schatzmeisterin Jana Hirschnitz, die ein positiven Haushalt hinlegen kann, aufmerksam. Die Spendenbereitschaft über die auf der Internetseite ausgewiesene betterplace-Aktion „Gärtnerlohn“ sei nach wie vor ansprechend.
Neu: Fördermitgliedschaft ohne Verpflichtungen
Und auch da will der Verein neue Wege mit einer Fördermitgliedschaft gehen. Dabei sollen gezielt Firmen, Handwerker, Vertreter freier Berufe und Gartenliebhaber angesprochen werden, jährlich 100 Euro via Einzugsermächtigung zu spenden ohne weitere Vereinsverpflichtungen einzugehen. Einmal jährlich solle es ein Treffen der Spender im Garten geben. Interessenten wenden sich bitte an den Vize-Vereinschef Jörg Schuster unter joerg.schuster@saxdorf.de beziehungsweise an Andreas Rothe unter saxdorf@gmx.de.